Ein Projekt der Komturei Maria Silva ist das Pilgern zu Heiligen Pilgerstätten und der Schutz von Pilgern auf diesen Pilgerwegen. So hat die Komturei Maria Silva durch ihren Komtur, Obr. Wolfgang Hänisch, den Pilgerweg mit Ordensbrüdern der Komturei Maria Silva und Pilgern in Meschede bei Winterberg im Jahr 2004 begonnen. Die erste Etappe führte nach Dillenburg.

Im Jahr 2006 wurde der Pilgerweg von Dillenburg über Weilburg, Bad Camberg nach Idstein fortgesetzt.

Nach den Wanderungen 2004 und 2006 wurde der Weg im Jahr 2009 von Idstein über Worms, Speyer, Bruchsal nach Vaihingen an der Enz fortgesetzt. Dieses Mal wurde der Pilgerweg mit dem Fahrrad zurückgelegt.

Der ausführliche Bericht ist hier zu lesen:

Pilgerwanderung 2009

von Obr. Olaf v. der Horst, Knappe des OPCCTH

Gemeinsam mit zwei Ordensbrüdern, einer gemeinsamen Arbeitskollegin und meiner Frau begaben wir uns vom 2. bis 7.
August 2009 per „pedes“ auf den Weg des Hl. Jakobus und pilgerten von Idstein über Speyer bis Vaihingen.

„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt…“, so heißt es in dem Gedicht von Joseph v. Eichendorff. Da die „Götter“ aber bekanntlich vor den Erfolg bzw. vor der Gunst den Schweiß setzten, hatten wir somit erst einmal einige schweißtreibende und spannende Vorbereitungen zu treffen, bevor wir uns auf die rund 250 km lange Teilstrecke machen konnten.

Also starteten wir am Sonntag gegen 10 Uhr von Ihmert (Sauerland) und fuhren dann per Kleinbus unserem ersten Etappenziel, Idstein bei Frankfurt, entgegen.

Die kleine unscheinbare Historienstadt beeindruckte durch die zahlreichen, sehr gepflegten und bunten Fachwerkfassaden. Zu diesem Zeitpunkt war keinem wirklich klar, was uns in den nächsten Tagen noch erwarten sollte.

Nach fast 7 Stunden auf dem Radl und ca. 45 km Wegstrecke erreichten wir unser erstes ersehntes Etappenziel Hochheim und wurden hier nicht nur von meiner Frau äußerst herzlich und zuvorkommend empfangen. Nach dem Frühstück am Folgetag, begaben wir uns zum örtlichen Pfarramt, um dort den ersehnten Pilgerstempel zu erhalten.

Anschließend bestiegen wir unsere Drahtesel und radelten in Richtung Worms. Die Pilgertour führte uns durch die zahlreichen, herrlichen Weinberge, welche unsere Wege für mehrere Kilometer säumten. Ein Teil von uns konnte der Versuchung, die süßen Trauben zu kosten, einfach nicht widerstehen.

Nach der Ankunft in Worms suchten wir unser Nachtlager auf, luden das Gepäck von den Fahrrädern und ließen uns in einem gemütlichen örtlichen Gasthaus nieder. Von diesem hatten wir einen durch das örtliche Sparkassengebäude „verbauten“ Blick auf den Wormser Dom (Dom St. Peter) was uns aber nicht daran hinderte, die Historienstadt und das historische Baudenkmal ausgiebig zu besichtigen.

Der Dom St. Peter zu Worms (erbaut zwischen 1130 und 1181) ist der kleinste der drei so genannten rheinischen Kaiserdome. Der romanische Dom ist architektonisch schlanker und steiler konzipiert als die Dome in Speyer respektive Mainz. Historische Bedeutung erlangte dieser durch die Papstwahl (Leo IX) im Jahre 1048, durch das Wormser Konkordat, welches mit dem großen Investiturstreit im Jahre 1122 beendet wurde und durch den Reichstag von 1521, während dessen sich Martin Luther vor Karl V verantworten musste.

Seit dem 4. Jahrhundert ist Worms Bischofssitz. Nach dem Abendessen begaben wir uns müde und erschlagen auf unser Nachtlager und schliefen den Schlaf der Gerechten.

Nachdem wir am nächsten Morgen alle unsere Reisevorbereitungen getroffen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Speyer.

Die zahlreichen Steigungen und das zum Teil veraltete Kartenmaterial machten den Weg und auch die Orientierung streckenweise sehr beschwerlich.

Aber alle Mühe und Qual war vergessen, als wir am Nachmittag Speyer erreichten. Nach Bezug der Pension besuchten wir den Dom zu Speyer (Domkirche St. Maria und St. Stephan), der durch seine Architektur und seine ereignisvolle Historie sehr beeindruckte. Die Kathedralkirche ist die größte noch erhaltene romanische Kirche weltweit und zählt somit seit 1981 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der salische Kaiser Konrad II gründete den Dom mit der Intention, die größte Kirche des Abendlandes zu erbauen. Diese konnte allerdings erst im Todesjahr Heinrich IV, im Jahre 1106, fertig gestellt werden.

Den folgenden Tag begannen wir mit einer ausführlichen Innenbesichtigung des Domes und der Krypta. Die im Jahre 1041 geweihte Krypta ist mit einer überbauten Fläche von 850m² und einer Höhe von 7m die größte romanische Säulenhalle Europas und kann zu recht, als eine der eindrucksvollsten Werke der salischen Baukunst bezeichnet werden.

Beeindruckend waren aber auch die zahlreichen Fresken im Hauptschiff des Domes und die rosettenartigen Fenster. Die zahlreichen salischen Bauelemente verleihen dem Dom zu Speyer einen unvergleichlichen und bleibenden Eindruck.

Unser Aufenthalt in Speyer bekam darüber hinaus eine persönliche Note, als ich erwähnte, dass mir bekannt sei, dass Vorfahren respektive Namensträger der Familie v. der Horst Domherren zu Speyer waren.

Tatsächlich finde ich in unseren Familienunterlagen im Jahre 1650 den Namen Erasmus und im Jahr 1673 den Namen seines Neffen, Christian v. der Horst als Domherren zu Speyer und Trier. Beide entstammen dem Rittergeschlecht v.d. Horst, welches ihren Ursprung im Emscherbruch (Broich) hat.

Die zahlreichen Eindrücke, welche wir in Speyer erhalten hatten, begleiteten uns auf unseren vorletzten Pilgertag. Für diesen Tag hatten wir uns vor dem eingeplanten Hauptziel, Bruchsal, vorgenommen, die zwischen Speyer und Bruchsal liegende Kloster- und Wallfahrtskirche „Waghäusel“ zu besuchen.

Doch bevor wir das ersehnte Ziel erreichten, waren einige beschwerliche und sogar gefährliche Situationen zu überwinden. Denn das bedauerlicherweise veraltete Kartenmaterial führte uns von den sicheren Radwegen geradewegs auf eine stark befahrene Schnellstraße.

Doch der Schutz der Patronin war uns hold und wir erreichten Waghäusel ohne weitere Zwischenfälle.

Die Historie der Marienwallfahrtskirche geht bis auf das 15. Jahrhundert zurück, als sich im Jahre 1435 ein Schäfer in der Nähe der Kreuzung der Handelsstraßen „Speyer-Baden“ und „Baden-Heidelberg“ in einer alten hohlen Eiche ein Marienbild aus Stein fand und anschließend dort ein Häuslein und zu Ehren der Mutter Gottes einen Bildstock errichtete.  Die Passanten die hier vorbeikamen, verweilten an diesem Bildstock und trugen der Gottesmutter ihre Sorgen und Fürbitten vor. Darüber hinaus werden in der Wallfahrtskirche Waghäusel die Messen der Komturei St. Bernhard des OMCTH gelesen.

Das eingeplante Ziel Bruchsal sollte bis zum späten Nachmittag erreicht werden. Allerdings sahen die vor uns liegenden Steigungen und Unwegsamkeiten auf den Orientierungskarten weniger anspruchsvoll aus, als sie sich in der Realität darstellten, so dass wir uns gezwungen sahen, das eine oder andere Mal vom Drahtesel abzusteigen, um den Weg zu Fuß fortzusetzen.

In Bruchsal angekommen, planten wir den letzten Pilgertag, der uns unserem Endziel Vaihingen näher bringen sollte. Auf der letzten Etappe unserer Reise wollten wir uns eine Besichtigung des durch die Literaturverfilmung des Romans „Der Name der Rose“ bekannt gewordenen Klosters „Maulbronn“ nicht entgehen lassen.

Kurz vor Ende unserer Pilgerreise zeigten sich bei uns aber auch beim Material leichte Ermüdungserscheinungen. Denn das Ritzel meines Mountainbikes war wohl den Strapazen nicht gewachsen und zwang mich die letzten Kilometer in den kräftezehrenden hohen Gängen zu absolvieren.

In Vaihingen angekommen, ließen wir unsere „Pilgerreise“ nochmals Revue passieren und beschlossen einmütig, die „Pilgerwanderung“ im folgenden Jahr im „klassischen“ Sinn fortzusetzen.