Kirche in Ibillin

Reiseeindrücke, von Ordenskaplan Reinhard Edeler:

Eins mal vorab: Nein, es ist nicht möglich diese Reise und ihre tiefen Eindrücke auf den Punkt zu bringen, ein Fazit zu ziehen, sie in einem Satz zusammen zu fassen. Nein, es ist nicht möglich, sie so schnell zu „verarbeiten.“

Wenn wir dann aufgefordert würden zu antworten auf die etwaige Frage: „Was habt ihr mitgebracht als Templer aus Israel, dem Heiligen Land, der „Terra Sancta?“ dann wohl die tiefe eher spirituelle Erkenntnis: Der Templer, jeder Christ trägt diese „terra sancta“ in seinem Herzen, wie jeder Templer den Tempel des Geistes dessen, der hier Mensch wurde, lebte, lehrte, litt, am Kreuze starb und auferstand in seinem Leibe trägt.

Fünf Ordensbrüder reisten vom 28.2.2015 – 9.3.2015 mit fünf Gästen des Ordens nach Israel. Die Organisation und Vorbereitung der Reise lag in den Händen von Kanzler Fr. Rolf – Werner Waldhausen. Von Herzen sei ihm für alle Mühe gedankt. Die spirituelle Leitung, die theologische Deutung, wie die Feier der Gottesdienste an den Heiligen Stätten übernahm unser Seneschall und Spiritual Fr. Pfarrer Reinhard Edeler.

Unser Freund, Micha Chacour begrüßte uns am Flughafen von Tel Aviv und sogleich fuhren wir nach Ibillin ins Gästehaus der „Mar Elias Educational Institutions“ in dem wir herzliche Gastfreundschaft erfuhren.Schon am ersten Nachmittag spürten wir die Weite des christlichen Glaubens in seinen vielfältigen Formen durch die Mitfeier der griechisch melkitischen orthodoxen Liturgie anlässlich des Jubiläums der Weihe S.E. Dr. h.c. Elias Chacour zum Erzbischof.

Schon am nächsten Tag konnten wir ansatzhaft nachempfinden, in welch bedrängender Lage unsere christlichen Schwestern und Brüder in Israel ihren Glauben leben. Der Besuch des Geburtsortes der Chacours, Biram, aus dem sie vertrieben wurden, hinterlässt in unseren Herzen beklemmende Gefühle.

Auf dem christlichen Friedhof in Biram

Eine Beklemmung, die sich fortsetzt, als wir in Akko auf das Mittelmeer schauen. Wir versuchen nachzuempfinden, was die letzten Kreuzfahrer, die letzten Templer in Israel hier im Jahre 1187 empfanden: Jerusalem war gefallen, das Königreich Outremer existiert nicht mehr. Das unüberwindliche Meer vor sich, der Feind des Christentums im Rücken! Alles, für was man aufgebrochen war, war verloren! Gibt es Zukunft? Eine existentielle Angst, die sie erfüllt haben muss! Welche Lehren ziehen wir als Templer der Gegenwart aus diesen Erfahrungen?

Und doch gab es Zukunft, wenn auch anders, als vorgestellt. Wie auch der Prophet Elia es erfuhr, als er sich in der Höhle vor der den Kanaanitern verbirgt und der Herr sich nicht im Sturm und Beben, sondern in sanftem Säuseln offenbart! Hier , in Haifa, in der Eliashöhle, dürfen wir die erste Hl. Messe feiern.

Kirche des Karmeliterkloster in Haifa

Nazareth, Kana, Tabor! Verkündigung und Berufung, Wunder und Offenbarung, Verklärung und Bestätigung! Diese drei Orte und spirituellen Impulse prägen den zweiten Tag unserer Reise!

Galliäa! Ort des Lehrens und der Wunder Jesu! Der See Genezareth Wir folgen dem Herrn und hören seine Seligpreisungen für uns heute. Wir haben Teil an seiner Brotvermehrung in Tabgha, deren fünftes Brot noch heute auf dem Altar liegt. Wir „frühstücken“ mit dem Auferstandenen an der Primatskapelle und empfinden das Gefühl des Petrus nach: Weide meine Lämmer!

Blick auf den See Genezareth vom Berg der Seligpreisungen aus.

In Kapharnaum, seiner Stadt, hören wir seine Lehre in der Synagoge m nehmen teil am Heilungswunder der Schweigermutter des Petrus. Bei der Bootsfahrt über den See lassen auch wir uns von ihm die Stürme in unseren Seelen und Herzen im Vertrauen auf ihn beruhigen. Besonders wird sich uns die Zeremonie auf dem Schlachtfeld von Hattin in unsere Templerherzen prägen; auf dem Boden, der getränkt ist mit dem Blut derer, die das Heilige Land verteidigten. Ein weltlicher Ritter auf dem Weg zur Investitur, zum Ordensritter, gelobt mit Erde von Hattin in den Händen, heute für das Evangelium zu kämpfen: Getreu bis in den Tod. Nicht uns, sondern allein ihm die Ehre zu geben.

Ein Tag, der unvergesslich bleibt und in der wunderschönen neuen Kirche der Maria Magdalena ausklingt. Ein Tag, der uns noch lange in den Herzen bewegen wird!

Altar der neue Kirche in Magdala

Solidarität! Geschwisterliche Verbundenheit in Christus geeint! Voneinander und miteinander lernen! Den Weg der Friedenstifter gehen! Den Tempel Jesu heute als Templer mit den „Living Stones“, den lebenden Steinen in, durch und mit Israel, mit den Christen und allen Menschen friedlichen Willens in der Welt errichten! Pilger und Pilgerinnen nach Israel und durchs christliche Leben geleiten, begleiten und schützen! Ja: Die Schwachen schützen! Das ist Templerdienst heute!

Begegnung mit Erzbischof em. Elias Chacour in seinem Büro

Das wird uns Auftrag und Botschaft bleiben, quasi Testament der tief beeindruckenden Begegnung mit dem charismatischen em. Erzbischof S.E. Dr.h.c. Elias Chacour. S.E. Erzbischof Chacour gewährte uns Zeit des persönlichen Gesprächs. Wir durften eine Geldspende für sein Friedenswerk überreichen wie als Ausdruck der spirituellen Gebetsverbundenheit eine Ordensstola mit Tatzenkreuz und den Initialen unseres Ordens OPPCTH als Gastgeschenk übergeben! Welche Freude, dass er sie sofort anlegte!

Diese Begegnung und die anschließende Führung durch die Mar Elias Educational Instutions, durch Schule und Kindergärten machte uns bewusst, dass uns noch viel zu tun bleibt, das Konzept unserer Hilfe zu vertiefen, diese Hilfe zu intensivieren und die beeindruckende Tat der Versöhnung zu multiplizieren.

Grundschulklasse im MEEI

Dann ging es hinauf zur Heiligen Stadt. Wir verließen Ibillin und fuhren durch den Jordangraben, besuchten Bet Shean, erneuerten unser Taufversprechen an der Taufstelle Jesu am Jordan, blickten in der ältesten Stadt der Welt Jericho auf den „Berg der Versuchungen“, badeten ohne Gefahr des Untergehens im Toten Meer, blickten auf die Festung Massada, die heroische Tat der Zeloten würdigend, die hier den Freitod wählten, um nicht den römischen Heiden ausgeliefert zu werden und erreichten am Abend Jerusalem!

Jerusalem

„In deinen Toren wird ich stehen, du freie Stadt Jerusalem!“

Welche Empfinden in jedem von uns, als wir am Morgen zum ersten Mal vom Ölberg auf die „EWIGE“ auf „JERUSCHALAIM“ blickten und dies Lied sangen! Wir Templer versuchten zu erahnen, was in unseren Gründern des ehrwürdigen Templerordens vorging, als sie das Ziel erreicht hatten! Und so feierten wir quasi an einem Tag die ganze Heilsgeschichte. Morgens „Menschwerdung“ in Betlehem; Geburtskirche und Hirtenfelder und nachmittags „Leidensweg“: Kreuzweg auf der Via Dolorosa und Grabeskirche mit Golgotha uns Hl. Grab!

Eingang der Grabeskirche

In der Kapelle der Kreuzauffindung, der Helena Kapelle erneuerten wir unser Gelöbnis:

„Gedenke hier an heiligster Stätte, welch erhabenen Namen du trägst: TEMPLER! Trage mit unserem Herrn das Kreuz, trage es in Dir! Helfe einem jeden, der heute sein Kreuz trägt!“

Pater Noster Kirche

Ölberg und seine Heiligtümer: Pater Noster Kirche, Kirche der Nationen und Garten Gethsemanie, Grabeskirche Mariens mit Gebet am Grabe der Patrona Militiae Christi, Magdalenenkirche, Kapelle Dominus Flevit mit weltberühmten Panoramafenster am Morgen…….., und am Nachmittag Besuch der Klagemauer, den Resten der Westmauer des Herodianischen Tempels, an der unsere Glaubensväter und Mütter des Judentums um die Wiedererrichtung des Tempels beten! Welche emotionale Achterbahnfahrt beschert diese Stadt! Welche Bestätigung: Das Heilige Land, nicht das Land der Heiligen! Latente bis offene Bedrohung überall, Soldaten, Sicherheitsdienste an diesem Siedepunkt der Konflikte der die großen „geschwisterlichen Religionen“ des einen Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs!“ Konflikte, die allein Konsequenz der Intoleranz sind, aus dem der Hass sich empor frisst! Ein Hass, der zu Terror, Mord und Zerstörung führt. Dass es anders geht beweist uns der stille, gedenkende, betende Besuch des Grabes Oskar Schindlers, dessen heroischer Mut gerade uns Templern Auftrag sein möge!

Klagemauer

Zum Abschluss besuchen wir die „Schlafstatt Mariens – DORMITIO“ die deutsche Benediktinerabtei auf dem Berg Zion mit dem Grabe des Königs David und dem Abendmahlssaal! „Nehmt und esst, das bin ich selbst!“ Möge sein heiliger Leib uns Stärkung sein auf unserem Weg der Berufung zum Mensch, zum Christ, zum Templer!

TEMPELBERG! Ziel eines jeden Templers: Zu stehen an der Stätte, an der Stelle, die den Gründern und Rittern zugewiesen wurde! Zu stehen auf dem Grund der ihnen und uns den Namen gab: TEMPLER! Und welch Ernüchterung, ja innere Wut: Auf dem „drittheiligsten Grund“ des Islam nach Mekka und Medina müssen wir nach gründlichster Leibesvisitation die Bibel abgeben, denn es ist nicht gestattet dort etwas anderes zu lesen, aus anderen Schriften zu beten als aus dem Koran!

Tempelberg

 

Uns „empfängt“ ein offenkundiges „Nicht Willkommen sein!“ Blanker Hass wird Juden schon von kleinen muslimischen Mädchen entgegengeschrien. Die Tore des Felsendoms und der Al Aqsa Moschee bleiben uns als Nichtmuslimen verschlossen. Unser Gebet können wir nur „getarnt und verborgen“ verrichten! Und es wird uns mehr als deutlich: Wir dürfen als Templer solange nicht ruhen und rasten, unser Werk ist solange nicht vollendet, wie es hier nicht möglich sein wird, dass alle Religionen Abrahams in versöhnter Verschiedenheit hier beten dürfen! Die Energie unserer Wut müssen wir investieren in das Werk der Versöhnung!

Denn wohin ein solcher Hass führt, wenn er nicht im Keim erstickt wird, wird uns gerade als deutschen Pilgern bitterlichst bewusst, als wir am Nachmittag die zentrale israelische Gedächtnisstätte des Holocaust „YAD VASHEM“ besuchen und dort für den Frieden und die Achtung aller Menschen als Ebenbilder Gottes beten!

Yad Vashem/Tal der Gemeinden

Die Fahrt zum Flughafen führt uns ins Trappistenkloster Latroun, auf dessen Gelände wir die Überreste einer alten Templerkomturei besuchen, strategisch genial auf einem Hügel angelegt! Noch einmal, zum emotional schwierigen Abschied vom Heiligen Land wird uns als Templern bewusst:

Templer sein heißt: IN ISRAEL SEIN!
Templer sein heißt: DIE TERRA SANCTA IM HERZEN TRAGEN!
Templer sein heißt: DEN TEMPEL GOTTES ZU ERRICHTEN IN UNS SELBST, IN DER WELT!

Ordensritter des ehrwürdigen OPCCTH zu sein heißt:
Sehnsucht zu haben nach den „Living Stones“ den Christen im Heiligen Land Freundschaft zu pflegen in Gebet und Hilfe mit den Freunden in Ibillin

Wir danken von Herzen unserem Freund Michael Chacour, dessen Humor und gelassener, vertrauender Glaube an den Herrn Jesus Christus uns angesteckt hat! Wir wünschen ihm, allen seinen Freunden, Verwandten, allen Kindern und Jugendlichen in Ibillin, seinem Neffen Elias, dem wir für die Begleitung danken, wie allen Menschen in Israel, frei mit dem Humor des Micha Chacour: „Go in peace, but not in pieces“.

Micha Chacour

Von nun an ist sie geweckt die Sehnsucht: Bald wieder gemeinsam in Israel, in Jerusalem!

Pilgerreise des OPCCTH ins Heilige Land